Occhi
Für mich ist es eine spannende Herausforderung, eine alte, traditionelle bzw. „historische“ Handarbeitstechnik in einen modernen Kontext zu bringen, um ihr so „neues Leben“ einhauchen zu können. Occhi oder auch Frivolité ist eine dieser alten Handarbeitstechniken. Frauen der gehobenen Gesellschaftsschichten fertigten im 18. und 19. Jahrhundert feine Spitzen, aus denen Kragen, Zierborten oder Schmuck hergestellt wurden. Dazu wurde ein oft aufwendig verziertes Occhi-Schiffchen genutzt, auf welchem das Garn aufgewickelt war. Mit diesen Schiffchen arbeitete man viele kleine Knoten, die sich kunstvoll aneinanderreihen und Bögen und Schlaufen bilden.
Die Occhiarbeiten passen zum Thema „Kirmes & Konfetti“.
Bei der Umsetzung dieser, für mich vollkommen neuen, Technik standen Farbe & Material im Fokus, welche ich in diversen experimentellen Versuchen miteinander kombinierte. Nach einer japanischen Anleitung entstanden drei identisch aufgebaute, amorph anmutende Kettenanhänger, bei denen ich unterschiedliche Garnkombinationen verarbeitet habe. Das verwendete Lurex- und Neongarn bringt die textile Spitze scheinbar von sich aus zum Leuchten und erinnert ein bisschen an bunt-leuchtende Neonschriften. Die Inspiration für die Kombination mit Tüll stammt aus einer historischen Handarbeitszeitschrift von 1867, wo ein ganzer Kragen mit dem zarten Textil unterlegt wurde.
Die textilen Schmuckstücke wurden in der Occhi-Ausstellung im Zusammenhang mit der Ausstellung „Ariadnes Naaikussen“ in der Draiflessen Collection in Mettingen gezeigt.
"Der Stand der Dinge" Draiflessen Collection Mettingen
Im Zuge der Ausstellung "Der Stand der Dinge" in der Draiflessen Collection Mettingen
wurden unterschiedliche Kleidungsstücke von mir auf verschiedene Weise repariert.
Alle Kleidungsstücke haben bereits eine ganz besondere Geschichte, welche nun weitergeschrieben werden kann, da sie -statt in der Altkleidertonne zu enden- weiter getragen werden. So wurden alle Löcher im Jeansrock meiner Oma in auffälligen Magentatönen klassisch gestopft. Darüber hinaus bekam der Rock neue Knöpfe.
Sehr aufwendig war die Reparatur der alten Jeans, welche an unzähligen Stellen Löcher oder dünn gewordenen Stoff aufwies. Mit unterschiedlichen Techniken, vom Webstopfen, über Sashiko bis hin zum Flicken habe ich sie wieder gebrauchsfertig gemacht.
visible mending
visible mending
Kleidung zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen, war in der Vergangenheit eine Selbstverständlichkeit. Junge Mädchen lernten in der Schule die grundlegenden Techniken zum Reparieren von Textilien. In der heutigen Zeit ist die nachhaltige Nutzung von Kleidung wieder in den Fokus gerückt. In Makerspaces und Mending-Workshops lernen Frauen und Männer das Reparieren von Kleidung und Textilien.
Im Zuge der Jahresversammlung des netzwerks mode textil gab die Master-Studierende Anja Leshoff einen Workshop zur historischen Technik Stopfen und zum Thema visible mending im Zentrum für kulturelle Bildung der Staatlichen Museen zu Berlin.
Nach einer Einführung in den kultur-historischen Hintergrund der Technik mit Blitzlichtern vom 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit, ging es um die zukünftige Relevanz und Bedeutung des Stopfens. Im Anschluss an den theoretischen Teil erfolgte eine praktische Auseinandersetzung mit der Grundtechnik, die u. a. mittels Bildanleitungen genau erklärt wurde. Die Teilnehmerinnen konnten aus verschiedenen Materialien auswählen und vielfältige Techniken erproben. Bereits in unterschiedlichen Varianten gestopfte Kleidungsstücke lagen als Anschauungsobjekte bereit und zeigten explizit die Besonderheit des visible mending - des sichtbaren Reparierens - welches sich aus dem invisible mending der Vergangenheit heraus entwickelte.
remember & Dawn Denim
remember & Dawn Denim
Bei der Produktion von Jeans kommt es trotz größter Sorgfalt immer wieder vor, dass einzelne Hosen kleine Fehler oder Makel haben. Da diese nicht in den Handel kommen, werden sie meist einfach entsorgt.
Anders bei DAWN DENIM, einem Jeans-Brand, welches nachhaltig und fair super bequeme & coole Jeans produziert. Hier werden die sogenannten "Broken Pieces" zu etwas Besonderem gemacht: einem kunstvollen Unikat.
Und das passt perfekt zu meinem remember-Konzept: aus diesen aussortierten Jeans etwas Neues machen.
Deswegen habe ich mich mit DAWN DENIM zusammengetan und eine Taschen-Kollektion aus Broken Pieces designt.
Jede dieser Taschen ist ein Unikat und soll an den Wert von Kleidung erinnern und "alten" & aussortierten Kleidungsstücken neues Leben schenken.
Die remember-Kollektion findest Du direkt bei DAWN DENIM
Ein Schrank ohne Jeans?
Ein Schrank ohne Jeans?
Ausstellung in der Schaufenstergalerie der OsnabrückHalle
Ausstellung in der Schaufenstergalerie der OsnabrückHalle
Ein Schrank ohne Jeans? Das ist möglich und doch für viele Menschen unvorstellbar. Ein Kleidungsstück aus dem robusten und vielseitigen Stoff findet sich in den meisten Kleiderschränken.
Denim, ein Baumwollgewebe in Köperbindung aus dem Jeans gefertigt werden, ist ein Material mit Geschichte. Sie verbindet Goldgräber und Cowboys, Arbeiter und junge Rebellen, unterschiedliche Modeepochen und die Haute Couture - und ist zugleich Teil unseres Alltags.
Wie lassen sich Jeans nach dem Tragen weiter nutzen? Welches Potenzial steckt in diesen Ressourcen? Welche Alternativen gibt es zur Entsorgung? Wie lassen sich die Begriffe Nachhaltigkeit, Jeans und Design miteinander verbinden? Diese Fragen stellten sich Studierende des Fachgebietes Textiles Gestalten der Universität Osnabrück.
Unter dem Oberthema Nachhaltigkeit entwickelten sie im Rahmen einer Kontexte-Prüfung Konzepte, wie aus getragenen, abgelegten, retournierten oder aussortierten Jeans neue, hochwertige Produkte mit ansprechendem Design entstehen können. In unterschiedlichen textilen Techniken entstanden Ideen für einen nachhaltigen Umgang mit dem beliebten Stoff.
Eine Auswahl der entstandenen Produkte und Ergebnisse zeigt die Ausstellung in der Schaufenstergalerie der OsnabrückHalle, Schlosswall 1-9 in Osnabrück, vom 26. Mai bis Mitte Juni 2021. Zu sehen sind Arbeiten von Jessica Kirschmann und Anja Leshoff (also mir ;) ).
Einen kleinen Einblick in die Ausstellung findet ihr HIER in diesem Clip.
Mehr Infos zum remember-Konzept HIER .
streetart goes textile
streetart goes textile
Praktisch Methodisches Projekt W 20/21
Praktisch Methodisches Projekt W 20/21
Braucht Streetart-Malerei eine kalte Wand oder lässt sich die Wirkung auch auf einem Trägermaterial erzielen, welches in vielen Punkten das Gegenteil von Stein und Beton ist? Wie könnte das aussehen? Welche Techniken lassen sich bildnerisch nutzen, um eine ähnliche Bildsprache zu erzielen? Welche Intention steckt hinter dem Bild? Bleibt diese bei der Transformation erhalten? Diesen Fragen bin ich in meinem praktisch-methodischen Projekt im Wintersemester 2020/21 nachgegangen.
In meiner Prüfung untersuchte ich, ob sich bildnerische Aspekte der Streetart-Malerei in einer angepassten Technik auf ein textiles Kleidungsstück transferieren lassen, ohne dabei ihre Wirkung und die eigentliche Aussage zu verlieren. Dabei sollten die grundlegende Intention des Künstlers/der Künstlerin beibehalten werden, um zu sehen, ob auch ein textiles Medium, welches im starken Spannungsverhältnis zum gewohnten Bildträger der Streetart-Malerei steht, ein „Träger“ von Streetart sein kann.
Nach der Auseinandersetzung mit verschiedenen Facetten der Streetart-Malerei und dem griechischen Künstler Alexandros Vasmoulakis erstellte ich zunächst ein eigenes Wandbild (Hauswand), welches anschließend mit textilen Techniken auf ein Kleidungsstück (Mantel) übersetzt wurde. Bildnerische Mittel sollten übernommen und an das neue Material angepasst werden, ohne dabei an Gewichtung zu verlieren. Das Ziel war es festzustellen, ob beide „Bildträger“ (Wand und Mantel) die gleiche Wirkung haben oder ob Streetart-Malerei ausschließlich auf Wänden funktioniert.
Aktuell ist meine Prüfungsarbeit in der Galerie "Stichpunkt", Universität Osnabrück/Textiles Gestalten, Seminarstr. 33-34, 49074 Osnabrück, zu sehen.